Ob jemand darauf gewartet hat?

Ob jemand darauf gewartet hat? In der Region Bern/Luzern entsteht ein neuer Jodlerklub für die schwule Community. Was schon lange in den Köpfen der beiden Luzerner Freunde Franz-Markus Stadelmann und Thomas Bachmann herumschwirrt, wird nun Realität.

Es braucht schon eine gehörige Portion Enthusiasmus, um eine Idee umzusetzen, auf die eigentlich niemand wirklich gewartet hat. Vielleicht ist aber gerade eben dieser Überraschungseffekt auch eine Chance. Franz-Markus Stadelmann und Thomas Bachmann haben während ihren gemeinsamen Ferien in aller Welt immer wieder über die Gründung eines schwulen Jodlerklubs sinniert. Es ist aber beim «Sinnieren» geblieben.

Im letzten Herbst hat Thomas bei einem geselligen Apéro im Kursaal Bern Reto Rüegg, einen engagierten Sänger, kennengelernt und konnte ihn von seiner Jodlerklub-Idee begeistern. Nach einem gemeinsamen Nachtessen wurde die Idee mit einem Entwurf der Statuten gefestigt und zwei weitere Freunde kamen dazu, Marcel Blickenstorfer und Fabio Truffer. Zusammen mit Franz-Markus war das Quintett nun perfekt. Aber woher jetzt all die Sänger hernehmen? Franz-Markus, ein schweizweit bekannter Jodler und Dirigent, der bestens vernetzt in der «Jodler-Community» ist, hatte in den vergangenen Jahren eine Liste mit potenziellen Sängern erstellt. Diese wurden nun angefragt. Das Resultat: ernüchternd.

Was nun?

Jetzt konnte sich unser Marketinggenie Fabio Truffer voll und ganz entfalten. Eine Homepage wurde erstellt, Karten und Bierdeckel gedruckt sowie Instagram-Stories geschaltet. Mund-zu-Mund-Propaganda im Freundeskreis, eine Selbstverständlichkeit. Und siehe da, jetzt kam etwas ins Rollen. Man(n) nimmt uns langsam wahr. Der Ansturm bleibt jedoch noch aus, aber inzwischen sind wir bereits rund zehn Männer. Ziel: 20!

Es gibt viele Menschen, die vom Jodelgesang berührt werden. Aber selbst in einem Jodlerklub mitzusingen, das können sich dann viele doch nur schwer vorstellen. «Ich kann doch nicht jodeln!», ein sehr oft gehörter Satz. Was die meisten Leute nicht wissen, in einem Jodlerklub jodeln «nur» zwei bis drei Sänger, alle anderen singen, so wie in anderen Chören auch. Fast alle Jodellieder sind gleich aufgebaut: Drei Strophen, dazwischen der Jodel (Refrain). Die Jodler werden vom Chor jeweils begleitet mit meist tragenden, harmonischen Stimmlagen und den Vokalen «Jo-lü-oo» oder einem «Ja-la-laa». Also, ein bisschen «Mitjodeln» dürfen dann schon alle. Im Gegensatz zu vielen Chören werden im Jodlerklub die Lieder oder Jutz bei den Auftritten immer auswendig gesungen.

Viele Jodlerklubs in der Schweiz sind sehr traditionelle Vereine mit einer langen Geschichte. Einem solchen Verein beizutreten, heisst meist auch, eine grosse, zeitliche Verpflichtung (wöchentliche Proben, Auftritte, Konzerte, Jodlerfeste, Jodlerreisen) einzugehen. Es gestaltet sich zunehmend schwieriger, Menschen zu finden, die bereit sind, dieses grosse Engagement auf sich zu nehmen. Und das betrifft die ganze Vereinslandschaft. «Projekte» sind heute der grosse Renner. Wir sind zwar kein Projektchor, jedoch wollen wir dem Umstand unbedingt Rechnung tragen. Wir proben nicht wöchentlich, sondern monatlich, dafür jeweils etwas länger. Mit dem Übungsmaterial, welches von unserem Dirigenten Franz-Markus zur Verfügung gestellt wird, kann sich jeder zu Hause auf die Proben vorbereiten.

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